Mit Stolz schaut Rainer Kilian auf die vier dicken grünen Melonen, die in seinem Garten in Pirna-Copitz nahe der Wesenitz wachsen. Das größte Exemplar bringt locker über fünf Kilo auf die Waage. Bisher hatte der Gartenfreund weniger Glück mit dieser Obstsorte, die eigentlich am Mittelmeer ihre Heimat hat. Bereits vor acht Jahren wagte er sich an diesen Exoten und kaufte damals eine vorgezogene Melonenpflanze im Gartencenter. Damals war der Sommer aber kühl und nass, sodass die angesetzte Frucht verfaulte. Bis der Klimawandel kam. "Ich dachte mir, die Sommer werden immer heißer in unseren Breitengraden, da probiere ich es erneut mit Melonen", sagt der Pirnaer.
Sein jetziges Melonen-Glück stammt aus der Türkei. In der Nähe des Badeortes Side machte er mit seiner Freundin Barbara Brandt vor einem Jahr Urlaub. Die beiden waren in einem guten Hotel untergebracht, wo es täglich frische saftige Melonen gab. "Lecker", erinnert sich Kilian. So lecker, dass er während eines Mittagessens mit seiner Gabel die Kerne aus der geschnittenen Frucht pulte, um sie in eine Serviette zu legen. Mit dieser im Gepäck kehrte er wieder nach Deutschland zurück. Die getrockneten Kerne steckte er in die Erde und zog sie auf dem Balkonbrett hoch. Als sich das erste Grün zeigte, war die Freude groß. Im Frühjahr waren die Pflanzen so hoch, dass er sie nach draußen in das Hochbeet setzen konnte, das er extra dafür gezimmert hatte. Da Melonen viel Licht und Sonne brauchen, wählte er einen schattenfreien Standort.
Schnell musste er feststellen, dass Melonen ordentliche Säufer sind. "Fast jeden Tag habe ich das Beet gegossen, was auch nicht verwundert, denn die Frucht besteht zu 95 Prozent aus Wasser", sagt Kilian, der die Pflanzen selber bestäubte. Mit einem Schulpinsel tupfte er in die Blüte und damit dann in die anderen Blüten. Die ersten Früchte bildeten sich, die sich über den Sommer zu wahren Prachtexemplaren entwickelten.
Nachbarn bekommen eine Kostprobe
Jetzt steht die Ernte an. Rainer Kilian hat sich im Internet schlau gemacht. Ob die Melonen reif sind, kann man erklopfen. "Es muss hohl klingen und die Ranke, die die Frucht ernährt, muss welken. Dann ist die Melone fällig," weiß der Hobbygärtner. Zur Melonen-Erntefeier werden seine Kinder eingeladen und die Nachbarn bekommen auch eine Kostprobe ab. Barbara Brandt und Rainer Kilian sind schon sehr gespannt auf den Geschmack. Alles hängt von der Sonneneinstrahlung ab. Sie bestimmt den Süßegrad der Melone, sagt der Pirnaer.
Auch Susanne Russig, Vorsitzende vom Territorialverband "Sächsische Schweiz" der Gartenfreunde, bestätigt, dass sich infolge der heißen dürren Sommer in den vergangenen Jahren die Anbausorten in der Region verändert haben. "Viele Kleingärtner pflanzen mit Erfolg Obst und Gemüse an, das ursprünglich aus wärmeren Gegenden kommt. "Als Beispiel nennt sie unter anderem Feigen, Melonen sowie Auberginen und Paprika, der aus dem mediterranen Bereich stammt.
Bald Bananen im Garten ernten?
An Paprika hat sich Rainer Kilian bisher noch nicht versucht. "Scherzhaft sagen wir immer unter den Nachbarn, wenn es weiterhin so heiß im Sommer wird, dann pflanzen wir demnächst Bananen und Ananas an." Natürlich meint er es nicht ernst. Der 72- Jährige würde lieber bei seinen heimischen Tomaten, Gurken und Himbeeren bleiben, denn er weiß genau: "Die Wälder sind durch den Borkenkäfer, aber auch aufgrund der Trockenheit mehr als gestresst. Der Klimawandel ist für alle ein Riesen-Problem und muss gestoppt werden."
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September 04, 2020 at 02:00AM
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Melonen-Ernteglück in Copitz - Sächsische Zeitung
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Melone
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